Am 22. März luden wir anlässlich des Weltwassertags interessierte Meiningerinnen und Meininger zu einer Führung über unsere Kläranlage ein. Unser Abwassermeister Patrick Sauerbrei führte die Besucher zunächst zum Hauptpumpwerk und zum Grobrechen. Letzteres bringt so manch Kuriosität aus der Kanalisation hervor, vom halben Weihnachtsbaum bis hin zur noch verpackten Bohrmaschine. Durch die in den letzten Jahren zugenommene Verwendung von Feuchttüchern hat sich die Menge an Rechengut ungefähr verdoppelt, wusste der Abwassermeister zu berichten. Überaus unbeliebt seitens des Abwasserbetriebes sind nicht nur Feuchttücher, sondern auch Lebensmittelreste und Fette, die über die Toilette entsorgt werden. Nicht selten bringt der Feinrechen mit einem Stababstand vom 6 Millimetern Lebensmittel wie ganze Tomaten oder Bockwürste zu Tage.
Zu den Aufgaben der Abwasserentsorgung, die wir Stadtwerke als Geschäftsbesorger für die Stadt Meiningen wahrnehmen, gehört auch die Kanalwartung. Unser Kanalarbeiter Thomas Wirth führte vor, wie ein Kanal per Kamera befahren wird und wie per Hochdruckspülverfahren im Rückstoßprinzip die Kanalreinigung erfolgt. Eine Puppe am Regenüberlaufbecken verdeutlichte den Einstieg in die Kanalisation: Hierfür tragen unsere Mitarbeiter nicht nur spezielle Schutzkleidung, sondern auch einen Rettungsgurt, Selbstretter und Gaswarngerät. Zugleich wurde am Vormittag die Tauchpumpe vom Regenüberlaufbecken in Kooperation mit einem externen Dienstleister gewartet.
Die eigentliche Hauptarbeit der Abwasseraufbereitung verrichten mehr als 200 verschiedene Bakterienarten. In den runden Kombibecken finden neben dem biologischen Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorabbau auch die Schlammstabilisierung statt. Über das Verteiler- und Mischbauwerk werden die Abwasser- und Schlammströme in die beiden Nachklärungsbecken verteilt. Abwechselnd werden Abwasser- und Belebtschlamm-Gemische mit Luftsauerstoff belüftet. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass am Ende des Verfahrensschrittes der Nährstoff „Stickstoff“ gasförmig in die Atmosphäre entweicht. Das geklärte Abwasser wird über eine Ablaufleitung im Nachklärbecken abgezogen, ständig beprobt und im sauberen Zustand in die Werra eingeleitet.
Die knapp zweistündigen Führungen endeten im Labor des Abwassersbetriebs. Sven Ostermann, unser Experte im Labor des Klärwerks, erklärte, wie die Wasserproben untersucht werden und dass der Abbaugrad bei 98,8 Prozent liegt. Unsere Kläranlage unterschreitet die gesetzlichen Grenzwerte um circa die Hälfte, sodass wir geringere Abgaben an das Land zahlen müssen, was letztlich jedem Meininger zugutekommt. Das setzt natürlich eine werktägliche Eigenüberprüfung und regelmäßige externe Kontrolle der Grenzwerte voraus.
Fotos: Stadtwerke Meiningen
3 Kommentare zu „Einblicke ins Meininger Klärwerk“
Interessant, ich konnte bis jetzt noch nie eine Kläranlage besuchen. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind die Stadtwerke für die Kläranlagen verantwortlich. Wir oft muss denn eine Kläranlagenkontrolle durchgeführt werden?
Hallo Chris, wir werden insgesamt zwölfmal pro Jahr vom Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz kontrolliert. Die Probeentnahme erfolgt unangekündigt, in den letzten Jahren haben wir die Grenzwerte stets eingehalten. Beste Grüße
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Klärwerk. Ich suche aktuell einen Experten für eine individuelle Kanalinspektion. Interessant, dass zu den Aufgaben der Abwasserentsorgung auch die Kanalwartung gehört.